Indigene Gemeinschaften, Landnutzung und Abholzung von Tropenwäldern – INCLUDE

Foto: Zhanli Sun


Die Abholzung von Tropenwäldern trägt erheblich zum Klimawandel bei, weil dabei grosse Mengen an Kohlenstoff freigesetzt werden. Die Hauptursache für die Abholzung ist die Ausdehnung der Landwirtschaft gefolgt vom Abbau von Rohstoffen. Das Projekt INCLUDE untersucht die Entwaldung im trockenen Chaco der argentinischen Provinz Salta.

Mit seinen über 6 Mio Hektar Wald ist der Chaco Salteño Teil des Grossen Chaco, dem zweitgrössten tropischen Wald des amerikanischen Kontinents nach dem Amazonasgebiet. Weltweit weist der Chaco Salteño eine der rasantesten Abholzungsraten auf: Zwischen 1970 und 2015 fielen ihr durchschnittlich die Fläche von rund zwei Fussballfeldern pro Minute zum Opfer.

Entwaldung des Chaco Salteño bis 2015. Quelle: http://monitoreodesmonte.com.ar/


Die Region beherbergt eine beträchtliche ethnische und kulturelle Vielfalt, darunter Criollos (kleine Viehzüchter europäischer Herkunft) und indigene Völker.

Akteure und ihr Einfluss auf Entwicklungen

Das Forschungsprojekt untersucht diese drei Themen:

  1. Gouvernanzstrukturen und Landnutzungspolitik in der Provinz Salta
  2. Nachhaltiges Landmanagement von kleinbäuerlichen Viehhaltern
  3. Abholzungs-Narrative: Die Perspektive der indigenen Völker
     

Gouvernanzstrukturen und Landnutzungspolitik in der Provinz Salta

Zehn Jahre nach der Einführung eines neuen Forstgesetzes erforscht das Projekt INCLUDE die Gouvernanz-Strukturen, die für die Umsetzung einer nachhaltigen Waldbewirtschaftung geschaffen wurden. Wichtigstes Projektziel hier ist:

  • die relevanten Netzwerke in Verwaltung, Politik, Privatwirtschaft, Hochschulen, NGOs und unter den Waldbewohnenden zu erfassen und
  • zu ermitteln, welchen Einfluss die verschiedenen Interessengruppen in dem gemeinschaftlich angelegten Gouvernanzsystem auf die Umsetzung der Politik sowie die Steuerung der Waldbewirtschaftung und Landnutzungsänderung haben.
     

Nachhaltiges Landmanagement von kleinbäuerlichen Viehhaltern

Die Einführung gentechnisch veränderter Sojasorten in den 90er Jahren sowie die international hohen Preise für Lebensmittel wie Mais, Soja, Reis und Weizen haben in der Provinz Salta dazu geführt, dass die Agrarflächen erweitert wurden. Land in Randgebieten, das formell Grossgrundbesitzern gehört, die abwesend sind, gewann plötzlich an Wert. Die Folgen: Kleinbäuerliche Viehhalter («Criollos»), die seit langem in diesen Waldgebieten lebten, offiziell aber kein Land besitzen, wurden zunehmend verdrängt. Die Konflikte ums Land nahmen zu – ebenso wie die Degradation der Böden.

In diesem Kontext geht das Projekt den Fragen nach,

  • welche landwirtschaftlichen Praktiken dazu beitragen können, Konflikte zwischen Criollos und andern Waldnutzern – zum Beispiel indigenen Gemeinschaften – zu verringern
  • wie sich der Landbesitz auf die Einführung spezifischer Land-/Waldmanagementpraktiken auswirkt, die darauf abzielen, die Degradation von Land/Wald zu vermindern und Wirtschaftlichkeit zu steigern
  • was die wesentlichsten Hindernisse sind, dass Kleinbauern Landtitel erwerben
Film und Bearbeitung: David Pire und Rodrigo Montani


Abholzungs-Narrative: Die Perspektive der indigenen Völker

Indigene Gemeinschaften, die in der «traditionellen» Nutzung von Waldflora und -fauna verwurzelt sind, stehen vor der Notwendigkeit, ihren Lebensunterhalt anders zu verdienen. Mangels Alternativen sind sie oft gezwungen, ihre Arbeitskraft in den Dienst der Abholzung zu stellen. Dabei geraten sie in Konflikt mit den Umweltschutzbestimmungen – und letztlich mit ihrer eigenen Identität. Diese Widersprüche tragen zu Spannungen innerhalb der Gemeinschaften bei.

Hier untersucht das Projekt,

  • die komplexen Zusammenhänge, wie indigene Gemeinschaften in grössere sozioökonomische Entwicklungen eingebunden sind (v.a. die Erweiterung des Agrarlands) und
  • wie sich dominante Ideologien und Ideen unter den indigenen Waldbewohnern herausbilden und wie diese wiederum die Land- und Waldnutzung beeinflussen.
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