Diversifizierte Ernährungssysteme dank nachhaltiger Handelsbeziehungen

asian rice farmers
Reisbauern in Asien. Foto: shutterstock.com / tong_stocker


Ernährungssysteme sind heute weltweit miteinander verflochten. Sie nachhaltiger zu gestalten, erfordert ein gemeinsames Vorgehen. Das Projekt untersucht, wie Staaten mittels nachhaltiger Handelsbeziehungen diversifizierte Ernährungssysteme fördern können.

Hintergrund

Diversifizierte Ernährungssysteme sind ökologisch und ökonomisch wertvoll, auch ihr sozialer Nutzen ist gerecht verteilt. Zudem tragen sie zu einem vielfältigen Nahrungsmittelangebot bei. Sie sind mithin nachhaltiger als spezialisierte Ernährungssysteme, die vor allem auf die Mengenproduktion ausgerichtet sind.

Ein wichtiger Hebel, um diversifizierte Ernährungssysteme zu fördern, ist die Art der Ausgestaltung der Handelsbeziehungen. Damit stellt sich die Frage nach der Rolle des Staates bei der Produkteunterscheidung. Wenn die öffentliche Hand Lebensmitteln aus diversifizierten Ernährungssystemen Handelspräferenzen gewähren möchte: Wie kann sie das auf wirksame, verhältnismässige, kontextgerechte, verlässliche und nicht-diskriminierende Weise tun – und dies im Einklang mit Verfassungszielen und internationalen Verpflichtungen?

Projektziel

Ziel des Projektes ist aufzuzeigen, wie Staaten in ihren Handelsbeziehungen zwischen nachhaltig und weniger nachhaltig produzierten Lebensmitteln unterscheiden können, ohne dabei wichtige Grundsätze des Handelsrechts – etwa das Gebot der Nicht-Diskriminierung – zu verletzen.

Dies erlaubt es, festgefahrene Positionen in der Handelsdebatte aufzuweichen und künftig Handelsbeziehungen auf die Förderung vielfältiger Ernährungssysteme auszurichten.

Methoden

Das Forschungsprojekt

  • kombiniert umfassende rechtliche Analysen – insbesondere des Handelsrechts – mit der Untersuchung von «Best-Practice»-Beispielen
  • identifiziert bestehende Herausforderungen privater Zertifizierungssysteme
  • fragt nach der Perspektive von Bäuerinnen und Bauern
  • analysiert neue Ansätze der Produktedifferenzierung
  • bettet die Zertifizierungsthematik zeitlich ein und beleuchtet diese kritisch
  • erarbeitet an Workshops in Bolivien, Laos und der Schweiz transdisziplinäres Wissen

Resultate: Wie ein Schweizer Bundesgesetz über nachhaltigen Agrarhandel formuliert sein kann – ein konkretes Beispiel

Artikel 104a lit. d  der Schweizer Bundesverfassung verpflichtet den Bund, Voraussetzungen für grenzüberschreitende Handelsbeziehungen zu schaffen, «die zur nachhaltigen Entwicklung der Land- und Ernährungswirtschaft beitragen». Dieser Bestimmung muss noch Leben eingehaucht werden. Wie das zu geschehen hat, erläutern Simon Mazidi und Eva Belser vom Institut für Föderalismus an der Uni Freiburg:

In ihrer Studie zu Art. 104a lit. d der schweizerischen Bundesverfassung (BV) und seiner Umsetzung halten die Verfassungsrechtler*innen Simon Mazidi und Eva Maria Belser fest, dass diese Bestimmung einen neuen handelspolitischen Verfassungsauftrag verankert. Dies wird bereits durch den Wortlaut unterstrichen, wonach der grenzüberschreitende Handel zur nachhaltigen Entwicklung der Land- und Ernährungswirtschaft beitragen muss. Diese verfassungsrechtliche Neugewichtung gilt es bei der Umsetzung angemessen Rechnung zu tragen.

Zum Hintergrund: Volk und Stände stimmten 2017 einer neuen Verfassungsnorm zu, die unter dem Titel «Ernährungssicherheit» steht. Dies habe, so Mazidi und Belser, «zu der irrigen Annahme geführt, dass die Bestimmung in Art. 104a lit. d BV nur einen möglichst stabilen und hindernisfreien Zugang zu internationalen Agrarmärkten sichern soll» – also primär einen Beitrag zur Sicherstellung der ausreichenden Verfügbarkeit von Nahrungsmitteln in der Schweiz leisten soll.

Wie die beiden Rechtswissenschaftler*innen in ihrer Analyse ausführen, steht diese Lesart von Art. 104a lit. d BV jedoch in Widerspruch «zur Bedeutung der Nachhaltigkeit im Verfassungssystem und zum Konzept der Ernährungssicherheit selbst». Dieses anerkenne heute, dass sich Ernährungssicherheit langfristig nur erreichen lässt, wenn die Nahrungsmittelproduktion auf einer nachhaltigen Entwicklung beruht. Zudem sei die Erhaltung der natürlichen Lebensgrundlagen eines der explizit genannten Ziele der Aussenpolitik gemäss Art. 54 Abs. 2 BV.

In ihrer Analyse gehen die beiden Wissenschaftler*innen auch der in der Praxis gängigen Interpretation auf den Grund, wonach die Einfuhr von Nahrungsmitteln schon deshalb einen ausreichenden Beitrag zur Nachhaltigkeit leiste, weil sie die landwirtschaftlichen Ökosysteme der Schweiz entlaste. Diese wären – so die dahinterstehende Logik – massiv überfordert, wenn die inländische Produktion die Importe ersetzen müsste.

Auch diese pauschalisierende Interpretation entkräften die beiden Autor*innen in ihrer Analyse: Negative Externalitäten in grenzüberschreitenden Handelsbeziehungen würden nicht an der Landesgrenze halt machen. Und sie kommen zum Schluss: «Bei der Beurteilung des Beitrags der grenzüberschreitenden Handelsbeziehungen zur nachhaltigen Entwicklung des Agrar- und Lebensmittelsektors müssen deshalb auch die Auswirkungen berücksichtigt werden, die bei der Produktion und beim Transport entstehen.»

Schliesslich gehen die beiden Rechtswissenschaftler*innen auch auf die internationalen Verpflichtungen der Schweiz, beispielsweise im Rahmen der WTO, ein. Art. 104a lit. d BV sei nicht so zu verstehen, dass er Massnahmen zulasse, die diese Verpflichtungen verletzen würden, stellen Mazidi und Belser klar. Der verbindliche Verfassungsauftrag verlange aber von den Behörden, den völkerrechtlichen Spielraum zu nutzen, um Massnahmen umzusetzen, die wirksam zur nachhaltigen Entwicklung beitragen können. Als Beispiel für eine mögliche Art, wie die Schweiz Art. 104a lit. d BV im Rahmen von Freihandelsabkommen umsetzen kann, fügen sie das Beispiel des Indonesien-Abkommens an, wonach beim Import von Palmöl zwischen nachhaltiger und konventioneller Produktion unterschieden wird. Gleichzeitig betonen sie, dass einzelne Klausen in einzelnen Handelsverträgen nicht genügen, um den Verfassungsauftrag zu erfüllen. Dieser verpflichtet den Bund vielmehr grundsätzlich dazu, Handelsbeziehungen so zu gestalten (oder umzugestalten), dass sie zur nachhaltigen Entwicklung beitragen.

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Doch warum ist es nicht einfach, der verfassungsrechtlichen Verpflichtung nachzukommen? Das hat zwar auch mit über die Jahre hinweg gefestigten Narrativen zu tun, die den Handel mit Agrarprodukten per se als unnachhaltig erscheinen lassen. Aus Nachhaltigkeitssicht steht jedoch vielmehr die Frage im Zentrum: Wie kann die öffentliche Hand Produkte, die nachhaltig hergestellt wurden, über verbesserten Zugang zu den Märkten besonders fördern, während nicht nachhaltige Produkte erschwert zugänglich gemacht werden (sogenannte Produktedifferenzierung)? Einige wichtige Grundsätze dazu lassen sich aus einem Vergleich zwischen den EU/EFTA-Verhandlungen mit dem Mercosur sowie dem EFTA-Indonesien-Abkommen ableiten. Das zeigt eine CDE-Untersuchung.

Damit der Staat in diese Richtung Gesetze verabschieden kann, muss er zwischen nachhaltig und nicht-nachhaltig produzierten Nahrungsmitteln unterscheiden können. Das ist einfacher, wenn es international anerkannte Vorgaben gibt. CDE-Wissenschaftler Markus Giger et al. legen dar, dass es bei vielen Fragen, welche die Agrarproduktion betreffen, internationale Standards gibt, die breit anerkannt sind. Hier ist es möglich, von einem «gemeinsamen Verständnis von nachhaltigen Ernährungssystemen» zu sprechen. Die Autor*innen weisen aber auch auf die Bereiche hin, wo es nach wie vor grossen Dissens gibt:


Die Studie «Elements of agreement and disagreement in recent international debates on sustainable farming systems» ermittelt die wichtigsten Kriterien, die eine Unterscheidung zwischen nachhaltigen und nicht nachhaltigen landwirtschaftlichen Produktionsformen ermöglichen können. Die Auswahl der Kriterien basiert auf internationalen Normen, die auf globaler Ebene vereinbart wurden. Weiter schlagen die Studien-Autor*innen Indikatoren vor, um die Produktionssysteme anhand dieser Kriterien zu messen. Die Untersuchung zeigt:

  • Landwirtschaftliche Produktionssysteme, die solche Ziele und die damit verbundenen Kriterien erfüllen, unterscheiden sich deutlich von grossflächigen Monokulturen oder riesigen, von ihren Futtergrundlagen weit entfernten Tierfarmen.
  • Sie leisten einen wichtigen Beitrag zur Ernährungssicherheit, zur Schaffung von Einkommen und zu fairen Beschäftigungsbedingungen sowie zu den Umweltkriterien «Biodiversität» sowie «Anpassung an und Eindämmung des Klimawandels». Sie recyceln so viel wie möglich, begrenzen den Einsatz von Pestiziden und bewirtschaften die Böden nachhaltig.

Die Unterstützung solcher Produktionsformen durch präferenzielle Handelsbestimmungen könnte Anreize für eine Umstellung auf nachhaltigere Ernährungssysteme schaffen. Wichtig ist jedoch, dafür kein starres Indikatorengerüst zu schaffen, weil dies Innovationen bremsen würde. Kriterien und Indikatoren sollten daher nicht nur zur Unterscheidung zwischen nachhaltigen und nicht nachhaltigen Systemen, sondern auch zur Messung von Verbesserungen verwendet werden. Zur Publikation

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Die geltenden WTO-Regeln erschweren es Staaten, im Markt und Handel zwischen nachhaltigen und nicht-nachhaltigen Produkten zu unterscheiden und entsprechende Massnahmen zu treffen – wie z.B. Zolldifferenzierungen,  Verpflichtungen, Produkte zu labeln, oder Vorgaben im öffentlichen Beschaffungswesen. Aus den WTO-Regeln wird oft abgeleitet, es sei den Mitgliedstaaten verwehrt, solche Differenzierungen vorzunehmen.  In zwei umfassenden Studien zeigen CDE-Wissenschaftlerinnen Irene Musselli, Jimena Solar, Theresa Tribaldos und Elisabeth Bürgi Bonanomiauf, dass durchaus Spielraum vorhanden ist, und wie die Staaten ihn am besten nutzen können:

Können Länder beim Import von Agrarrohstoffen auf der Grundlage von Nachhaltigkeitskriterien differenzieren – und dies auf WTO-konforme Weise? Inwieweit können sie mit Handelsmassnahmen Anreize schaffen, um die Einfuhr von nachhaltig produzierten Rohstoffen zu fördern und gleichzeitig den Handel   von Agrargütern, deren Produktion sich schädlich auf Umwelt oder Gesellschaft auswirken, eindämmen?

Anhand von zwei hypothetischen Gesetzesskizzen – einer über die Nutztierhaltung und einer über Tropische Produkte – zeichnen die Autorinnen die Möglichkeiten und rechtlichen Risiken nach, die aus handelsrechtlicher Sicht mit solchen Differenzierungen verbunden sind. Sie kommen in beiden Fällen zum Schluss, dass die WTO-Regeln Spielraum für Differenzierung belassen, sofern einige Grundbedingungen erfüllt sind. Darunter fallen insbesondere:

  • Flexibilität und Kontextgerechtigkeit: Die Nachhaltigkeitsanforderungen dürfen nicht so ausgestaltet sein, dass nur einige Länder/Gebiete de facto von ihnen profitieren können. Vielmehr müssen die Anforderungen an die Nachhaltigkeit auf legitimen sozio-ökologischen Kriterien beruhen und so formuliert sein, dass sie Spielraum für eine kontextgerechte Umsetzung lassen. Mit anderen Worten: Es braucht die Anerkennung, dass «nachhaltige» Landwirtschaft standort- und länderspezifisch ist. Soweit als möglich, sollten Importbeschränkungen an bereits bestehenden Regeln des Exportlandes geknüpft werden.
  • Rationalität: Eine differenzierte Behandlung von unterschiedlich hergestellten Produkten muss so ausgestaltet sein, dass den je nach Situation und Kontext unterschiedlichen Nachhaltigkeitsrisiken Rechnung getragen werden kann. Das heisst: Die politischen Entscheidungsträger*innen müssen die Umwelt- und sozialen Risiken prüfen, die in einem bestimmten Kontext besonders hervortreten, und dafür sorgen, dass die Kriterien zur Unterscheidung diese Risiken abbildet.
  • Zusammenarbeit und technische Unterstützung: Es ist entscheidend, mit allen potenziell betroffenen Handelspartnern zusammenzuarbeiten und gemeinsam nach Lösungen zu suchen, zum Beispiel in Form von gegenseitigen Äquivalenz-Vereinbarungen. Bei Entwicklungsländern ist es zudem wichtig, technische Hilfe zu leisten, um Akkreditierungs- und Äquivalenzverfahren aufzubauen und die technischen und institutionellen Kapazitäten für die Umsetzung zu verbessern.
  • Transparenz und Verfahrensgerechtigkeit: Es ist wichtig, dass das Verfahren transparent und für alle zugänglich und verständlich ist.  Anerkennungen – zum Beispiel nach den entsprechenden Nachhaltigkeitskritierien hergestellt – müssen in einem offenen und für alle zugänglichen Prozess erteilt werden. Zudem braucht es die Möglichkeit, Berufung einzulegen und den Entscheid erneut überpüfen zu lassen.

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Um den Import von nachhaltigen Produkten zu fördern, seien private Nachhaltigkeits- oder Umwelt-Labels ausreichend: Das ist eine weit verbreitete Meinung. Dass der Ansatz von rein privaten Zertifizierungssystemen ungenügend ist, dokumentiert die Studie von Urs Baumgartner und Elisabeth Bürgi Bonanomi zu «nachhaltigem» Fisch. Mehr dazu in unserem Spotlight.

Auch der freiwillige Zusammenschluss von Branchen zwecks «verantwortlichem» Einkauf, wie in der Branchenvereinbarung zu Soja-Importen, zeigt: Das Modell, nur GVO-freies und zertifiziertes Soja einzuführen, weist zwar gute Elemente auf, ist insgesamt aber trotzdem nicht nachhaltig. Mehr dazu in der Untersuchung von Sara Frey und Theresa Tribaldos vom CDE zu Soja-Importen aus Brasilien.

Es braucht auch die öffentliche Hand

Entsprechend argumentiert das Forschungsteam, dass es zusätzlich zu privaten Initiativen die öffentliche Hand braucht, die über Anreize und Vorgaben qualitätssichernd wirken kann. Grundlegende Gerechtigkeitsprinzipien und die WTO-Vorgaben beachtend, muss der Staat jedoch sorgfältig vorgehen, das heisst: die Anreize so setzen bzw. so regulieren, dass kontextgerechte Lösungen möglich sind.


Die heutigen privaten Nachhaltigkeitszertifizierungen und dazugehörigen Prozesse für landwirtschaftliche Produkte weisen Mängel auf – gerade im internationalen Umfeld. So können sich Kleinbauernfamilien in tropischen Ländern – wie Kaffee- und Kakaoproduzent*innen – eine Zertifizierung oft nicht leisten, obwohl sie die dafür nötigen Kriterien erfüllen. Kommt hinzu, dass die Richtlinien für Nachhaltigkeitszertifizierungen tendenziell exogen sind. Das heisst, sie werden weitgehend von Akteuren in Industrieländern definiert und selten an spezifische Kontexte angepasst.

Eine Alternative dazu bieten sogenannte partizipative Garantiesysteme (Participatory Guarantee Systems, PGS). Dabei handelt es sich um selbstorganisierte Zertifizierungsmechanismen für ökologische Erzeugnisse, die von lokalen oder regionalen Gemeinschaften definiert werden und auf transparenten Nachhaltigkeitskriterien fussen. Neben ökologischen Kriterien beziehen sie in der Regel auch soziale und kulturelle Aspekte mit ein. Johanna Jacobi et al. zeigen in ihrer Studie zu PGS in Bolivien, welche Möglichkeiten dieses System bietet, welche Schwierigkeiten derzeit dort noch damit verbunden sind – und wie sich diese überwinden liessen. Zur Publikation

Dass kontextgerechte Lösungen zentral für eine nachhaltige Entwicklung sind, verdeutlichen auch zwei Fallstudien von Cornelia Hett et al. zur Benzoeharz-Produktion im Norden von Laos. Die Benzoe-Art Styrax tonkinensis wird u.a. in der Parfümerie, Kosmetik und als Konservierungsmittel gebraucht. Der den Fallstudien zu Grunde liegende Ansatz ist die Nachhaltige Investition in Agrarlandschaften (Sustainable Landscape Investment). Ziel ist es, eine ökologische Entwicklung mit dem menschlichen Wohlergehen, den sozio-ökonomischen Interessen und Bedürfnissen der Lokalbevölkerung sowie deren Resilienz zu verbinden und zu fördern. Anders gesagt: die Armutsbekämpfung im Globalen Süden mit dem global postulierten Umweltschutz in landwirtschaftlich genutzten Gebieten zusammenzubringen.

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Weiter sollen Anreize abgestuft geschaffen und besonders schädliche Produktionsweisen erschwert werden können, wie Stefan Mann und Maria Haller von Agroscope in ihrem Paper vorschlagen.

Gleichzeitig bedarf es eines konsistenten Vorgehens, das sowohl nach aussen wie nach innen gleichwertige Standards setzt. Was das für die Schweizer Agrarpolitik heissen könnte, erläutert Bettina Scharrer vom CDE in ihren Untersuchungen:

In ihrer «Analyse der Schweizer Agrarpolitik im Hinblick auf die Binnenkonsistenz aus der Perspektive eines diversifizierten landwirtschaftlichen Systems» untersucht CDE-Wissenschaftlerin Bettina Scharrer, inwieweit die Schweizer Agrarpolitik die in der Bundesverfassung und dem Landwirtschaftsgesetz formulierten Nachhaltigkeitsziele umsetzen kann. Die Studie zeigt auf, welche aktuell geltenden Regulierungen, Massnahmen und Strategien zu einem Übergang zu einem nachhaltigen Ernährungssystem beitragen bzw. diesem entgegenwirken.

Dabei beleuchtet sie, wie sich die Schweizer Landwirtschaftspolitik bis heute entwickelt und zu einem der weltweit intensivsten landwirtschaftlichen Produktionssystemen mit einer sehr hohen Tierdichte geworden ist – samt Auswirkungen auf Klima- und Umweltziele. Ein Schlaglicht wirft die Studie zudem auf die Folgen, die Zielkonflikte und begriffliche Unschärfen auf rechtlicher Ebene (denen teils diametral entgegengesetzte Logiken punkto landwirtschaftlicher Produktion innewohnen) auf die schweizerische Landwirtschaft haben. Weiter untersucht sie die wichtigsten Instrumente der Agrarpolitik im Hinblick auf die Nachhaltigkeit betreffenden Zielsetzungen – und stellt unter anderem die Frage: Bemüht sich der Gesetzgeber ausreichend um den Abbau der sehr ungleichen Marktmachtverhältnisse entlang der Wertschöpfungsketten – beispielsweise um faire Produzentenpreise zu gewährleisten? 

Nach einem umfassenden Analyseteil werden mögliche Massnahmen skizziert, wie die Schweiz zu einer zukunftsfähigen, standortgerechten Landwirtschaft kommen könnte, die zum Erhalt der natürlichen Produktions- und Lebensgrundlagen beitragen und gleichzeitig mit der Herstellung von gesunden Lebensmitteln der Versorgungssicherheit des Landes dient. Zur Publikation

In einer zweiten Untersuchung stellen Bettina Scharrer et al. vor, wie sich jenseits von Zertifizierungssystemen und Labels das Vertrauen zwischen landwirtschaftlichen Produzent*innen und Konsument*innen wieder aufbauen lässt. Im Vordergrund stehen dabei Vermarktungssysteme, die sich durch kurze Wertschöpfungsketten mit maximal einer Zwischenstufe, sowie durch Transparenz und Rückverfolgbarkeit der Produkte auszeichnen. (coming soon)

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Fazit aus dem Projekt: Der Staat hat sehr wohl mehr Werkzeuge in der Hand, um den Agrarhandel nachhaltig zu gestalten. Elisabeth Bürgi Bonanomi vom CDE erklärt das hypothetische Gesetz über nachhaltigen Agrarhandel, das die Ergebnisse des Forschungsprojekts zusammenfasst, in einem Interview. Lesen Sie das Interview

 

 

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Ein zukunftsfähiges Ernährungssystem gestalten

Die weltweite Verflechtung unseres Ernährungssystems erfordert ein gemeinsames Vorgehen, um es nachhaltiger zu gestalten. Ein hypothetisches Bundesgesetzes über nachhaltigen Agrarhandel zeigt auf, wo wir ansetzen können. "Die Schweiz muss bei der Differenzierung im Handel, mit Fokus auf Produktionsbedingungen und Biodiversität, konsistent vorgehen", sagt Elisabeth Bürgi Bonanomi vom CDE.
Date: July.2023  | Source: SNSF Podcast Sustainble Economy

Gemeinsam Richtung Ernährungszukunft

An der Konferenz «Brennpunkt Nahrung» hielt Elisabeth Bürgi Bonanomi fest, es sei für die Schweiz wichtig, ihren Schutzraum nach innen für die heimische Landwirtschaft – etwa durch Zölle – neu zu definieren und diese gleichzeitig auf Nachhaltigkeitsziele auszurichten. «Auf dieser Grundlage liessen sich der Agrarhandel aktiver gestalten, neue Partnerschaften andenken und nachhaltige Prozesse anderswo effektiv fördern.»
Datum: 20.2.2023  | Quelle: Lebensmittelindustrie

Zielkonflikte sollte man lösen, nicht ausschlachten

Die Referent*innen an der Konferenz «Brennpunkt Nahrung» befassten sich unter dem Motto «Zielkonflikte überwinden – gemeinsam gewinnen» mit scheinbar Unvereinbarem. Elisabeth Bürgi Bonanomi befasste sich in ihrem Beitrag mit dem Selbstversorgungsgrad, der gerne gegen die Importe ausgespielt wird und sagte: Inland- und Importproduktion gelte es als komplementär zu betrachten, sagte sie. «Ernährungssicherheit kann nur erreicht werden, wenn wir das Ernährungssystem als ein globales begreifen.»
Datum: 26.11.2022  | Quelle: BauernZeitung

Massentierhaltungsinitiative: Droht Konflikt mit WTO?

Die Massentierhaltungsinitiative, über welche die Schweiz im September 2022 abstimmt, verlangt, dass Fleisch und Eier, die in der Schweiz verkauft werden, nicht mehr aus industrieller Produktion stammen dürfen. Die gleichen Anforderungen würden bei einer Annahme der Initiative auch für den Import von Tierprodukten sowie von Lebensmitteln mit Zutaten tierischer Herkunft gelten. Droht da ein Konflikt mit internationalen Handelsverträgen? CDE-Handelexpertin Elisabeth Bürgi-Bonanomi beantwortet die Frage im Interview.
Datum: 4.9.2022  | Quelle: Radio SRF

«Ein Importverbot wäre im Fall einer Beschwerde vor dem WTO-Schiedsgericht nicht einfach zu begründen. Aber die Initiative beinhaltet kein Importverbot», sagt Elisabeth Bürgi-Bonanomi zum Argument der Initiativgegnerschaft, die Umsetzung der Initiative wäre eine klare Verletzung der WTO-Verpflichtungen der Schweiz. Ihr Fazit: «Ein Land kann strengere Bestimmungen für seinen Lebensmittelmarkt erlassen und ihnen auch im Import Rechnung tragen. Es muss einfach sehr geschickt und sorgfältig vorgehen. Das führt nicht zwangsläufig zu Konflikten mit der WTO.»
Datum: 18.8.2022  | Quelle: WOZ

Kaviar statt Ostereier – Run auf Fischeier aus der Schweiz

Regional und nachhaltig: So soll der Kaviar aus Berner Oberländer Produktion sein. Seit Corona ist der Boom ungebrochen. So geht es auch den Berner Crevetten-Produzenten. Aber sind die Schweizer Produkte tatsächlich nachhaltiger als importierte? Urs Baumgartner dazu im Radiobeitrag (ab 11:30)
Datum: 12.4.2022  | Quelle: Radio SRF

Sind Schweizer Crevetten die besseren?

In vielen Schweizer Haushalten wird an den Weihnachtsfeiertagen Fisch gegessen. Immer mehr davon stammt aus Schweizer Produktion. Dies, obwohl er bis zu einem Drittel mehr kostet als Fisch aus dem Ausland. Doch sind Schweizer Lachse, Felchen oder Shrimps aus Sicht der Nachhaltigkeit tatsächlich besser als importierte, wie viele glauben? Urs Baumgartner, Autor einer Studie zum Projekt, kommt zum Ergebnis, dass Fisch aus der Schweiz nicht per se nachhaltig ist.
Datum: 24.12.2021  | Quelle: Radio SRF

Strengere Regeln für öffentliche Beschaffungen

Das schweizerische Parlament wollte für bessere Arbeitsbedingungen bei öffentlichen Beschaffungen sorgen. Angestellte der Bundesverwaltung durchkreuzten diesen Plan aber eigenmächtig – und werden sich nun wohl erklären müssen. Elisabeth Bürgi Bonanomi dazu: Der Bundesrat und die Verwaltung hätten ihre Kompetenzen «stark ausgereizt», Die Latte für Arbeitsstandards sei nun sehr tief angesetzt.
Datum: 31.7.2021 | Quelle: Blick

Im Mercosur wächst die Skepsis

Das Handelsabkommen zwischen dem Mercosur und den EFTA-Staaten verspricht für die Schweiz Vorteile, für die südamerikanischen Länder aber auch Probleme. Die CDE-Wissenschaftlerinnen Elisabeth Bürgi Bonanomi und Theresa Tribaldos halten dazu fest: EFTA und Mercosur hätten zwar Anerkennung dafür verdient, dass sie eine Nachhaltigkeitsklausel in das Abkommen integriert haben. Aber deren Effektivität sei begrenzt, da die Zollvergünstigungen nicht zwischen nachhaltiger und anderer Produktion unterscheiden.
Datum: 28.06.2021 | Quelle: swissinfo

«Der Palmöl-Ansatz könnte eine Dynamik auslösen»

Nach der Abstimmung über das Handelsabkommen mit Indonesien sagt Elisabeth Bürgi Bonanomi: Die Verknüpfung von Nachhaltigkeit und Zollreduktion beim Palmöl sei ein Meilenstein. Jetzt müsse der Fokus auf der Umsetzung liegen: «Es ist wichtig, die Idee nicht zu verspielen.»
Datum 9.3.2021 | Quelle: AargauerZeitung

Freihandel mit Indonesien: Abstimmung mit Signalwirkung?

Es ist das erste Mal, dass eine konkrete Nachhaltigkeitsklausel Teil eines Schweizer Handelsabkommens ist. Was taugt die Klausel? "Der Ansatz ist sehr gut und es ist wichtig, dass er kommt. Aber er steht und fällt mit der Umsetzung", sagt Elisabeth Bürgi Bonanomi, Expertin für Nachhaltigkeit und Handel am CDE.
Datum: 18.2.2021 | Quelle: SRF Rendez-vous

"Der Bundesrat macht es sich zu einfach"

Kann mehr Welthandel ökologisch sein? Ja, sagt Elisabeth Bürgi Bonanomi, Expertin für Nachhaltigkeit und Handel am CDE. Ein Interview über den umstrittenen Vertrag mit Indonesien und die Kraft einer Fussnote.
Datum: 9.2.2021 | Quelle: NZZ

Ökotrend erreicht Freihandelsabkommen

"Schade, gilt das im Handelsvertrag nur für Palmöl und nicht auch für andere Produkte wie Holz oder Kautschuk. Aber es ist ein Anfang", sagt Elisabeth Bürgi Bonanomi vom CDE. Diese Produktdifferenzierung setze für indonesische Palmölproduzenten einen wichtigen Anreiz, zumindest einen Teil ihrer Palmölproduktion ökologischer und sozialer zu gestalten.
Date: 1.2.2021 | Source: swissinfo

“Sustainability doesn’t come free”

On 7 March, the Swiss will vote on the EFTA trade agreement with Indonesia. The agreement is controversial due to the issue of palm oil – but it also bears something new: it is the first trade agreement with Switzerland that makes tariff reductions for imports contingent on compliance with principles of sustainability. What does this trade agreement achieve with regard to sustainability? And what does it miss? Trade law expert at CDE, Elisabeth Bürgi Bonanomi, explains the pros and cons.
Date: 28.1.2021 | Source: CDE-Spotlight

Die Sicherung, von der alles abhängt

Kritiker des Freihandelsabkommens mit Indonesien führen an, dass es keine gesetzliche Grundlage gebe, die es den Schweizer Bauern ermöglichen würde, den Bundesrat zum Handeln zu bringen, sofern bestimmte Kriterien erfüllt seien. «Die EU ist hier weiter», sagt Elisabeth Bürgi Bonanomi, Rechtswissenschaftlerin am CDE, Universität Bern.
Date: 26.1.2021 | Source: Der Bund

Im Schweizer Abstimmungskampf um das Handelsabkommen mit Indonesien geht es auch um Grundsatzfragen

Die vom Bundesrat vorgesehene Umsetzung des Abkommens durch Zertifizierung mit internationalen Nachhaltigkeitssiegeln ist gemäss dem Schweizer Berater Urs Baumgartner ein Problem: «Das Abkommen wird dazu beitragen, vom globalen Norden aufgezwungene Instrumente wie den RSPO zu legitimieren.» Solche Standards würden aus wirtschaftlichen Gründen oft die Kleinbauern ausschliessen.
Date: 20.1.2021 | Source: NZZ

Streit um Palmöl: Vertrag mit Indonesien betritt Neuland

"Im Rahmen der Entwicklungsfinanzierung und zusammen mit Indonesien sowie den betroffenen Leuten können die EFTA-Länder die Umstellungsprozesse auf nachhaltige Anbausysteme anstossen und begleiten. Solche Mittel wurden im Abkommen zwar in Aussicht gestellt, bislang aber noch nicht beziffert", so CDE-Handelsexpertin Elisabeth Bürgi Bonanomi im Interview.
Datum: 14.1.2021 | Quelle: infosperber

Indonesien-Abkommen: Verordnungsentwurf

Zollsenkungen mit der Einhaltung von Nachhaltigkeitskriterien im Handelsabkommen mit Indonesien zu verknüpfen, sei eine gute Idee, aber die Sache stehe und falle mit der Umsetzung. Diese sei im Verordnungsentwurf auf den ersten Blick oberflächlich: CDE-Wissenschaftlerin Elisabeth Bürgi Bonanomi.
Datum: 19.12.2020 | Quelle: NZZ

Nachhaltiger Handel: So geht’s

Die Schweiz hat es in der Hand, ob ökologisch und sozialverträglich produzierte Nahrungsmittel hierzulande Nischenprodukte bleiben oder zur Norm werden. Elisabeth Bürgi Bonanomi, CDE, im Interview zu nachhaltigen Handelsregeln, wie sie im Fall von Palmöl mit Indonesien vereinbart wurden.
Date: February 2020 | Source: UniPress

Handelsabkommen: Gute Rahmenbedingungen für die Nachhaltigkeits-Positionierung schaffen

«Viel effektiver als allgemein gehaltene Zielvereinbarungen wäre es, die gewährten Zollkonzessionen direkt mit Nachhaltigkeitsvorgaben zu verknüpfen», sagt Elisabeth Bürgi Bonanomi, CDE, im Interview.
Datum: 11.12.2019 | Quelle: Lebensmittel-Industrie

How can raw materials – such as those for making chocolate – be sourced sustainably?

How can raw materials be sourced sustainably when non-transparent and seemingly consolidated intermediary markets are in the way? Inspired by the project “Sustainable Trade for Diversified Food Systems”, this was discussed at the Spirit of Bern in August 2022.

WTI Forum: Transforming the Palm Oil Industry in Post-COVID-19 Era

The forum brings together regulators, industry, civil society and the scientific community to reflect the everyday realities of palm oil industry – challenges and opportunities, in all its facets from a sustainable development perspective, and to provide a critical but constructive avenue to exchange views and aspiration. CDE scientist Elisabeth Bürgi Bonanomi is panelist in session 3 "Ways forward".

More information (PDF, 262KB)

Workshop "Draft Criteria for Product Differentiation"

Wie kann die Schweiz zwischen nachhaltigen und nicht-nachhaltigen Agrarimporten unterscheiden – gerecht, nicht-diskriminierend und völkerrechtskonform –, um staatliche Anreize gezielter auszurichten? In einem Workshop mit 40 Teilnehmenden aus Bundesverwaltung, Privatwirtschaft und NGOs haben Forschende, u.a. des CDE, am 13. Januar 2022 mögliche Kriterien diskutiert. Sie sollen in einen experimentellen Rechtsentwurf einfliessen, der im NRP-Projekt «Diversifizierte Ernährungssysteme dank nachhaltiger Handelsbeziehungen» erarbeitet wird.

Programm (PDF, 187KB)

How could trade support sustainability?

Trade policy is a crucial element which has an influence on food system actors globally. At times, it is necessary to rethink the possible trade measures and re-assess the policy space at hand. On 22 September 2021, in a workshop in Helsinki, CDE researchers Theresa Tribaldos, Elisabeth Bürgi, Irene Musselli and Jimena Solar together with Anu Lähteenmäki-Uutela from the Finnish Environment Institute (SYKE) discussed what could possibly be done.

Sustainability through trade agreements? The case of palmoil

Public zoom webinar on "Sustainability through trade agreements? The case of palm oil" on 10 December 2020, 18:00 CET. With Dr.iur. Elisabeth Bürgi Bonanomi, CDE, University of Bern, and Dr. Denis Ruysschaert, Political Ecologist. https://bit.ly/33mWcAu