Internationale Konferenz über Forschung für nachhaltige Entwicklung in Bern

Medienmitteilung, 8. September 2017

Bis zum 8. September 2017 ist an der Universität Bern die vierte „International Conference on Research for Development (ICRD)” im Gang. Unter dem Motto „Evidence. Engagement. Policies“ diskutieren rund 300 Konferenzteilnehmende aus der ganzen Welt Chancen und Herausforderungen der globalen nachhaltigen Entwicklung und suchen gemeinsam nach Lösungsansätzen. Ziel des Anlasses ist der Austausch zwischen Forschung, Politik und Praxis, um wissenschaftliche Erkenntnisse besser in politische Entscheidungsprozesse einzubringen und die Umsetzung der Agenda 2030 zu unterstützen. Organisiert wird die Konferenz vom Schweizerischen Forschungsprogramm „Swiss Programme for Research on Global Issues for Development“ (r4d-Programm) der Direktion für Entwicklung und Zusammenarbeit (DEZA) und des Schweizerischen Nationalfonds (SNF), sowie dem Interdisziplinären Zentrum für nachhaltige Entwicklung und Umwelt (CDE) der Universität Bern.

Dialog zwischen Wissenschaft, Politik, Gesellschaft und Wirtschaft fördern

Die Agenda 2030, für deren Erarbeitung sich die Schweiz stark engagiert hatte, unterstreicht mit dem Nachhaltigkeitsziel 17 (globale Partnerschaften für nachhaltige Entwicklung fördern), dass die erfolgreiche Umsetzung der Agenda nur durch Partnerschaften zwischen Politik, Wissenschaft, Zivilgesellschaft und Wirtschaft zu erreichen ist. „Forschende müssen mit allen betroffenen Akteuren zusammenarbeiten, um gemeinsame Wege zur Umsetzung zu entwickeln“, meinte Esther Mwangi, kenianische Wissenschaftlerin am internationalen Zentrum für Forstwissenschaften CIFOR an der ICRD-Konferenz. Esther Turnhout, Professorin für Wald und Naturschutz an der niederländischen Universität Wageningen, merkte an, dass Wissenschaft Gefahr laufe, den Kontakt zu der Realität zu verlieren, die sie verbessern wolle: „Wissenschaft sollte nicht nur mehr Engagement zeigen, sie muss sich auch der politischen Bedeutung bewusst sein.“ Forschungsfragen müssten daher kritisch reflektiert werden und sich vermehrt an gesellschaftlichen Bedürfnissen orientieren. 

Finanzielle Mittel mobilisieren

Um die 17 Ziele für nachhaltige Entwicklung erfolgreich umzusetzen, braucht es eine umfassende und konstante Finanzierung. Die Mittel der öffentlichen Entwicklungshilfe allein reichen nicht aus, um die nötigen 5 -7 Billionen Franken aufzubringen, welche für die Umsetzung der Agenda jährlich investiert werden müssten. „Einen stärkeren Einbezug der Privatwirtschaft und die Förderung von privat-öffentlicher Finanzierungsmodelle ist essentiell“, betonte Michael Gerber, Botschafter und Sonderbeauftragter für globale nachhaltige Entwicklung beim Eidgenössischen Departement für auswärtige Angelegenheiten EDA. Dina Pomeranz, Assistenzprofessorin für Ökonomie an der Universität Zürich ergänzte, dass viele Entwicklungsländer grosse Fortschritte erzielt haben in Steuerfragen. Vielen Ländern sei es gelungen, ihre Steuereinnahmen zu erhöhen und Hinterziehung zu bekämpfen, was auch zur Finanzierungsgrundlage ihrer Entwicklungsziele beitrage.

Forschungspartnerschaften über die Grenzen hinweg aufbauen

Die Agenda 2030 muss jetzt auf Länderebene definiert und implementiert werden. Der Umgang mit den komplexen Herausforderungen, die sich bei der Umsetzung der Agenda 2030 stellen, erfordert neue Denk- und Arbeitsmodelle. Die Wissenschaft kann diesbezüglich einen grossen Beitrag leisten. „Investitionen in langjährige Forschungspartnerschaften mit Entwicklungsländern sind essentiell, um Wissen für Verhandlungs-, Lern- und Entscheidungsprozesse bereit zu stellen“, betont Konferenzorganisator Thomas Breu vom Centre for Development and Environment (CDE) an der Universität Bern. „England beispielsweise hat dies erkannt und investiert in den nächsten 5 Jahren rund 2 Milliarden Franken in Forschungskapazitäten zu globalen Herausforderungen. In der Schweiz müsste die Nachhaltigkeitsforschung verstärkt in den kommenden Botschaften zur Förderung von Forschung, Bildung und Innovation (BFI) sowie über die internationale Zusammenarbeit festgeschrieben werden.“