Sie weiss, dass sie eine spezielle Rolle als Forscherin hat, wenn sie so «nah dran» ist: Die objektive Beobachtung alleine führe für sie nicht zu den nötigen Veränderungen hin zu mehr Nachhaltigkeit, sie müsse immer mit einem normativen Zugang kombiniert werden. Wenn man in diesem Bereich arbeite, könne man also gar nicht anders als ein «engaged researcher» sein. Denn als Forscherin sieht sie sich in der Pflicht, nicht nur dem Steuerzahler, sondern «der Menschheit im Allgemeinen» gegenüber: und zwar «Forschung zu betreiben, die gesellschaftlich relevant ist und eben wirklich zu den Veränderungen beiträgt, die wir so dringend benötigen».
Flexible Geister gefragt
Sich dabei nur auf objektivierbare Beobachtungen (und entsprechend simplifizierte Lösungen) zu stützen, hält sie für den falschen Weg, auch wenn der Mythos der unabhängigen, neutralen Analystin natürlich auch Türen öffnen könne, zum Beispiel bei lokalen Regierungen. Man spürt, dass in diesem «Gebiet» nicht nur inhaltlich, sondern auch methodologisch viel passiert und dass Julie Zähringer deshalb wohl genau am richtigen Ort gelandet ist: Um die gesellschaftlichen und ökologischen Herausforderungen des 21. Jahrhunderts anzugehen, brauche es eine Neuorientierung der Wissenschaft, irgendwo zwischen harter Faktengenerierung und politischem Engagement. Dafür braucht es flexible Geister wie Julie Zähringer, denen es sichtlich zuwider ist, in vorgefassten Schemen zu denken.
*Roland Fischer ist Wissenschaftsjournalist und hat diesen Beitrag im Auftrag des scnat geschrieben.