Obwohl das Thema Landdeals für ihn zu dem wurde, was man landläufig «Engagement mit Herzblut» nennt, beschreibt er die Probleme, die damit verbunden sind, nüchtern; zählt Beispiele auf; ruft in Erinnerung, dass solche Mega-Deals nur einen Teil dieser Geschäfte darstellen, um dann anzufügen: «Wenn du hörst, dass wieder so und so viel Land für Palmöl abgeholzt wurde, tut das richtig weh.»
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Was ist es, das Ihnen am meisten weh tut?
Das ist unterschiedlich. Schon damals, als ich in den 1980er-Jahren in Indonesien arbeitete, hat man gesehen, wie Urwald für Palmölplantagen gerodet wird. Ich kam durch Landstriche, wo es nur Monokulturen gab und dazwischen verstreut noch ein paar kleine Dörfer. Das war wie die Faust aufs Auge im Vergleich mit den multifunktionalen und kulturell geprägten Landschaften, wie man sie in weniger betroffenen Gebieten Sumatras zu sehen bekam. Und wenn du weisst, dass das immer mehr zunimmt, die Menschen dadurch ihr angestammtes Land und ihre Lebensart verlieren, der Artenreichtum schwindet und sich mit der Abholzung die Klimakrise weiter verschärft, dann fragst du dich: Was heisst das für uns, wenn das alles mal weg ist?
Wie lässt sich diese Negativspirale durchbrechen?
(schmunzelt) Es ist eine Frage der Tagesform, ob der Pessimismus oder der Optimismus überwiegt.
(überlegt) Man sollte die Innovationskraft des Menschen nicht unterschätzen. Denn plötzlich entstehen Dinge, von denen man zuvor nicht geglaubt hätte, dass sie stattfinden können. Und vielleicht kommt ja der Tag, wo die Vernunft überwiegt und jene, die die Entscheide treffen, sagen: Jetzt müssen wir nicht nur reden, sondern wirklich handeln.
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Obwohl sich Markus Giger im Lauf der Jahre am CDE immer mehr mit Gouvernanz-Themen beschäftigt hat, drückt da und dort der diplomierte Ingenieur Agronom ETH sowie sein Studium am Institut Agronomique Méditerranéen in Montpellier durch, wo er sich in ländlicher Entwicklung spezialisierte. So auch jetzt. «Teile der Lösungen, Innovationen, müssen von den technischen Wissenschaften kommen.» Wie bei den erneuerbaren Energien oder der Digitalisierung. «Denn die Gouvernanz oder gar die Natur des Menschen zu ändern, ist wahnsinnig schwierig. Bei technischen Innovationen ist es einfacher.»