Rotation, nicht Entwaldung
Standardmethoden, die auf Satellitenbildern basieren, berücksichtigen nur die Bodenbedeckung, nicht aber die Landnutzungssysteme. Das hat den Nachteil, dass brachliegende Flächen wie in der Naga-Region, auf denen nach fünf bis sieben Jahren Sekundärwald nachgewachsen ist, einfach als «Wald» erkannt und klassifiziert werden. Schaut man sich diese Flächen nach 10 oder 15 Jahren wieder an, zeigen die Satellitenbilder, dass diese Flächen (wieder) landwirtschaftlich genutzt werden. Das wird dann oft fälschlicherweise als Entwaldung interpretiert, obwohl es sich um Regenerationsflächen des Wanderfeldbaus handelt.
In Zusammenarbeit mit der lokalen indigenen Organisation RRtIP hat das CDE den Wanderfeldbau und indigene Landmanagementsysteme in den Naga Hills in Myanmar untersucht.
Methodik
Um die räumliche Dynamik im Laufe der Zeit zu analysieren, nutzten die Forschenden Google Earth Engine, um anhand von Satellitendaten das spezifische räumlich-zeitliche Muster der Rodungen, die im Zusammenhang mit Jhum stehen, sowie die Zunahme der Biomasse während der Brachezeit zu bestimmen. Für die Analyse der Naga-Region in Myanmar wurden alle hochauflösenden Landsat-Satellitenbilder, die von 1987 bis 2020 archiviert wurden, durchsucht und wolkenfreie Bilder für die Trockenzeit erstellt – die Zeit, in der alte Parzellen gerodet und für den Anbau vorbereitet werden.
Die Bildserien aus der Trockenzeit wurden auf Veränderungen in der spektralen Information untersucht, auf der Vegetationsindizes wie der Normalized Difference Vegetation Index (NDVI) basieren. Dieser gibt Auskunft über die Dichte der Vegetationsdecke. Mit Hilfe von Algorithmen, die sich auf bestimmte Muster des Wanderfeldbaus konzentrieren, wie z.B. die Ab- und Zunahme der Biomasse, können Lichtungen erkannt werden, die auf Wanderfeldbau zurückzuführen sind. Daraus lässt sich die Dauer der Brache ableiten.
Die durchschnittliche Brachezeit für die rund 90’000 Hektar Land, die in den untersuchten Naga-Gebieten für den Wanderfeldbau genutzt werden, beträgt 13 Jahre. Ein genauerer Blick auf die Jhum-Rodungen zeigt, dass die Parzellen rotieren – und auch deutlich, dass sie nicht in Waldgebiete hineinreichen.
Kurz gesagt
Die Forschungsergebnisse zeigen, dass es sich in den Naga-Gebieten weder um Entwaldung noch um «unberührtes» Land handelt, sondern um ein agroforstwirtschaftliches System, das auf Fruchtfolge beruht.