Milchpreis kann mit Produktionskosten oft nicht Schritt halten
Die Umfrageergebnisse zeigen, dass es massgeblich der Milchpreis ist, der die Zufriedenheit der Landwirtinnen und Landwirte mit der Entwicklung des Milchmarktes und den Abnahmebedingungen beeinflusst. Viele von ihnen beurteilen den Produzentenpreis als zu niedrig, um mit der Teuerung Schritt zu halten. Das führt dazu, dass gestiegene Produktionskosten oft nicht gedeckt werden können und der Arbeitsverdienst im Verhältnis zum Aufwand als zu gering eingeschätzt wird.
Dabei ist zu beachten, dass sich regionale Unterschiede auf diese Beurteilung niederschlagen. So sind etwa Betriebe in der Bergzone mit der Entwicklung weniger zufrieden als in der Talzone, was sich teils mit erschwerten Produktionsbedingungen und einem tieferen Arbeitsverdienst erklären lässt.
Milchsegmentierung wird mehrheitlich abgelehnt
Der zweite grosse Kritikpunkt gilt der 2011 eingeführte Milchsegmentierung, die für die Preisbildung massgebend ist und im teilliberalisierten Milchmarkt die Preise stabilisieren soll: Die Milch wird den Segmenten A, B und C mit drei unterschiedlichen Preiskategorien zugeteilt. Dabei ist das Endprodukt entscheidend, in welches Segment die ablieferte Milch fliesst. Im A-Segment sind Milchprodukte mit Grenzschutz für den Inlandmarkt wie Trinkmilch und Hartkäse sowie Produkte, die beim Export mit einem Fonds für Rohstoffverbilligung gestützt werden. Im B-Segment sind Produkte ohne Grenzschutz und ohne Stützung für den Inlandmarkt sowie für den Export in die EU, beispielsweise Milchmischgetränke. Das C-Segment mit den tiefsten Preisen wird seit 2018 nicht mehr genutzt. Das heisst: Milchproduzierende erhalten für die Milch derselben Qualität zwei unterschiedliche Preise.
Das stösst bei vielen Produzierenden auf Unverständnis und entsprechend negativ beurteilen sie die Segmentierung: Rund 60 Prozent der Befragten lehnen diese eher oder ganz ab, weil sie die Einteilung als intransparent und ungerecht empfinden. «Zudem sehen sie die Segmentierung als Instrument, um Milch zu Gunsten des Verarbeitungssektors und Handels zu verbilligen und äussern Bedenken punkto der ungleichen Marktmachtverhältnisse», so Bettina Scharrer.