Postkoloniales Narrativ mit Ablaufdatum
Doch zurück zu unseren peruanischen Produzent*innen: Im wachsenden lokalen und nationalen Markt verkaufen sowohl Aproselvanor wie auch die Finca Rosenheim ihren Kaffee inzwischen selbst – meist extern geröstet und gemahlen, aber mit eigenem Design und Schriftzug. Ein halbes Pfund Spezialitätenkaffee wird in Lima schon einmal für 10 Franken oder mehr verkauft, in Geschäften oder über Whatsapp. Für Mark und die Produzent*innen der Aproselvanor ein gutes Geschäft, da sie so einen viel höheren Anteil des Verkaufspreises erzielen, der überdies nicht von den Unsicherheiten des globalen Kaffeehandels abhängt.
Natürlich werden die Exporte von beiden auch in Zukunft über 95 Prozent des Absatzes ausmachen. Doch ist es mehr als wahrscheinlich, dass diese Generation mit ihrem gesammelten Wissen – von Produktion über Verarbeitung, Cupping, Rösten bis hin zum Marketing – sich nicht für immer mit der aktuellen Struktur der internationalen Kaffeemärkte sowie dem unterliegenden postkolonialen Narrativ zufrieden geben wird. Und da die Zukunft des Kaffees – gerade des Spezialitätenkaffees – von «Produzenten-Unternehmer» abhängt, sind Händlerinnen und Röster vermutlich gut beraten, Wissen, Kreativität und den unternehmerischen Geist dieser Generation von Kaffeeunternehmer*innen als Chance – und Leute wie Karen und Mark – als ebenbürtige Partner wahrzunehmen.
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