Kakao und Fisch sind Produkte, von deren Import die Schweiz in hohem Masse abhängig ist. Sie sind mit einem grossen Risiko von (Kinder-)Zwangsarbeit verbunden: Schätzungsweise 30'000 Erwachsene und Kinder sind in den Kakaoanbaugebieten der Elfenbeinküste und Ghana – den Hauptproduzenten von Schweizer Kakaoimporten – von Zwangsarbeit betroffen.
Die globalen Lieferketten für Fisch und Meeresfrüchte wiederum stützen sich häufig auf (Wander-)Arbeitskräfte aus dem globalen Süden, wobei viele Fischereiarbeiter unter unwürdigen Arbeitsbedingungen beschäftigt sind, die von Ausbeutung bis zu moderner Sklaverei reichen.
Die Bemühungen der EU und deren Auswirkungen
Von den Bemühungen der Europäischen Union, nachhaltige Lieferketten zu gewährleisten, ist die Verordnung über das Verbot von Produkten aus Zwangsarbeit auf dem Unionsmarkt (EUFLR) möglicherweise eines ihrer bahnbrechendsten Instrumente. Mit ihr plant die EU, Zwangsarbeit aus den Lieferketten zu verbannen, die ihren Markt versorgen.
Die vom Europäischen Parlament am 23. April 2024 verabschiedete Verordnung dürfte voraussichtlich auch erhebliche Auswirkungen auf die Schweiz haben: Schweizer Unternehmen und ihre Zulieferer werden nachweisen müssen, dass ihre Produkte ohne Zwangsarbeit (einschliesslich Kinderarbeit) hergestellt sind, wenn sie weiterhin aus der EU importieren und in die EU exportieren wollen.
Gleichzeitig wird sich die Verordnung auf Lieferant*innen aus dem globalen Süden auswirken. Die Befürchtungen, dass sie vom Markt ausgeschlossen werden könnten, sind denen ähnlich, die im Zusammenhang mit der kürzlich verabschiedeten Entwaldungsverordnung der EU (EUDR) geäussert wurden.
Wissenslücke schliessen
Trotz potenziell enormer Auswirkungen auf alle Stakeholder, insbesondere auf besonders vulnerable Gruppen, wurde die Verordnung in der Schweiz bisher kaum diskutiert. Deshalb ist es wichtig, deren Ausmasse abschätzen und sicherstellen zu können, dass die Schweiz für die EUFLR bereit ist. Dafür braucht es eine Analyse des Potenzials öffentlicher und privater Gouvernanz-Initiativen, die eine faire und wirksame Umsetzung der EUFLR unterstützen – sowie rechtzeitige Diskussionen innerhalb des öffentlichen und privaten Sektors.
Ziel des Projekts
Übergeordnetes Ziel dieses Projekts ist, auf die Verwirklichung von Zwangsarbeitsfreien Lieferketten in und aus der Schweiz hinzuarbeiten. Es beabsichtigt, die Schweizer Kakao- und Fischereisektoren auf die neue EU-Verordnung bezüglich Produkten aus Zwangsarbeit vorzubereiten. Dabei soll das Fachwissen des CDE genutzt und lokale sowie internationale Stakeholder eingebunden werden. Gleichzeitig werden Stakeholder-Dialoge an der Schnittstelle zwischen privatem und öffentlichem Sektor der Schweiz gefördert.