Nachhaltigen innerafrikanischen Holzhandel fördern

Truck carrying boards
Transport von Holzbrettern in Douala, Kamerun. Foto: Johnkekam, wikimedia commons


Mit der Verordnung zu entwaldungsfreien Lieferketten EUDR will die EU den Verbraucher*innen in der EU entwaldungsfreie Produkte bieten sowie die nachhaltige Produktion in den Herstellerländern fördern. Es gibt aber Bedenken, dass die neue Verordnung Lieferketten unterbrechen und Landkonflikte verschärfen könnte. Ebenfalls wird befürchtet, dass sie sich wegen der hohen Compliance-Kosten negativ auf Kleinbäuerinnen und -bauern auswirken könnte.

Zwar sind viele Produzentenländer, darunter afrikanische Staaten, bestrebt, die EUDR einzuhalten. Doch deren strenge Sorgfaltspflichten könnten einige Länder dazu veranlassen, den Handel weg von Europa auf Märkte mit weniger strengen Nachhaltigkeitsstandards zu verlagern – was Fortschritte bei der nachhaltigen Waldbewirtschaftung erschweren würde. Gleichzeitig wird mit der EUDR die Frage aufgeworfen, wie die afrikanischen Länder aktiv werden können, um negativen Entwicklungen vorzubeugen und ihren eigenen Übergang zur Nachhaltigkeit zu fördern.

Die jüngste Erklärung der afrikanischen Staats- und Regierungschefs zum «Klimawandel und Aufruf zum Handeln» von Nairobi setzt in dieser Hinsicht wichtige Ziele, darunter die Anerkennung der Schlüsselrolle der afrikanischen Wälder. Darin betonen sie die Notwendigkeit, «Strategien, Vorschriften und Anreize zu entwickeln und umzusetzen, die darauf abzielen, lokale, regionale und globale Investitionen in grünes Wachstum und integrative Volkswirtschaften anzuziehen». Zudem weist die Erklärung auf die kontinentale Zusammenarbeit als wesentliche Voraussetzung dafür hin – vorab innerhalb der Afrikanischen Kontinentalen Freihandelszone (AfCFTA) –, grünes Wachstum zu ermöglichen und zu fördern.

Holz innerhalb von Afrika für grünes Wachstum nutzen

Dieses Forschungsprojekt nimmt die genannte Erklärung und den Aufruf zum Handeln als Ausgangspunkt. Die Originalität des Projekts liegt darin, dass es die EUDR als eine Zäsur interpretiert, die das Potenzial hat, bestehende internationale Handelsmuster zu erschüttern, aber auch eine Chance zum Nachdenken und zur Kursänderung bietet – vor allem für Länder, deren Aussichten auf dem europäischen Markt sinken.

Processing wood, Nigeria
Holz wird verarbeitet, Nigeria. Foto: Kehinde Olufemi Akinbo, shutterstock


Statt sich in den Wettlauf um technische Lösungen einzuklinken, um die EUDR-Bestimmungen einzuhalten, zielt das Projekt darauf ab, gemeinsam mit den Akteuren Strategien zu entwickeln, um die innerafrikanische Nutzung von Holz für ein nachhaltiges grünes Wachstum zu steigern. Dafür erarbeitet das Projekt politische Instrumente, gibt Empfehlungen zum Abbau von Handelshemmnissen im Rahmen der AfCFTA und entwickelt Vorschläge für die Schaffung eines afrikanischen Systems für die Zertifizierung von nachhaltigem Holz.

Das Projekt verfolgt drei spezifische Ziele:

1. Anknüpfungspunkte in afrikanischen Strategien für grünes Wachstum identifizieren, die eine verstärkte Nutzung von Holz ermöglichen

Gemeinsam mit Interessensgruppen wird die Verwendung von Holz in afrikanischen Strategien für grünes Wachstum bewertet. Es werden Visionen entwickelt, wie sich die Verwendung von heimischem Holz für grünes Wachstum steigern lässt.

2. Ermitteln, wie die afrikanische Freihandelszone Holz als Ressource für nachhaltiges grünes Wachstum fördern kann

Forschung und Öffentlichkeitsarbeit sollen im Projekt dazu beitragen, das sozioökonomische Potenzial des innerafrikanischen Holzhandels zu beurteilen. Zudem soll punkto Verwendung und Wert des Holzes ein Perspektivenwechsel bewirkt werden – von einer Exportware zu einer wertvollen Ressource für grünes Wachstum.

3. Potenzial für ein vereinfachtes und zugängliches afrikanisches Zertifizierungssystem für Holzprodukte prüfen

Das Projekt entwirft ein vereinfachtes, operationell und finanziell zugängliches afrikanisches Zertifizierungssystem. Das vorgeschlagene Zertifizierungssystem stellt die nachhaltige Waldbewirtschaftung und die Erhaltung der biologischen Vielfalt in den Mittelpunkt und fördert den Klimaschutz und die Anpassung an den Klimawandel. Das System soll so entwickelt werden, dass es die Anforderungen der AfCFTA-Abkommen erfüllt, und so weit wie möglich Synergien mit bestehenden Holzzertifizierungssystemen und der EUDR nutzt. Ein heimisches, sozioökonomisch motiviertes, kontextspezifisches Zertifizierungssystem würde Vorteile und Möglichkeiten bieten, um die afrikanische Stimme in der Nachhaltigkeits-Gouvernanz zu stärken.

Die Forschung konzentriert sich auf das Kongobecken und verfolgt einen inter- und transdisziplinären Ansatz. Es handelt sich um ein gemeinsames Projekt des CDE und des African Forest Forum. Es legt grossen Wert auf die Interaktion mit den Interessensgruppen, um sicherzustellen, dass die Arbeit relevant bleibt und politische Entscheidungen direkt beeinflussen kann.

Infobox
Dauer 2024 – 2028
Finanzierung

Velux Stiftung

Partner

African Forest Forum

Kontakt Dr. Astrid Zabel