Die Rohstoffindustrie hat in den letzten Jahrzehnten weltweit expandiert. Die Investitionsentscheide werden meist von Unternehmen in den Industriestaaten gefällt. Der Schwerpunkt des Bergbaus hat sich hingegen auf Schwellen- und Entwicklungsländer verlagert. So auch auf Madagaskar, wo derzeit rund 30 Grossprojekte zur Rohstoffgewinnung am Laufen sind – in Gebieten, die traditionellerweise von Subsistenzbäuerinnen und Viehhirten bewirtschaftet werden.
Wirtschaftlicher Aufschwung – zu welchem Preis?
Zwar versprechen umfangreiche Investitionen in den Bergbau auf nationaler Ebene jeweils einen wirtschaftlichen Aufschwung. Die negativen Auswirkungen auf Umwelt, Bevölkerung und die lokale Wirtschaft werden dabei jedoch oft ausgeblendet.
Von den grossen Metall-Bergwerken der Welt zum Beispiel befinden sich rund ein Drittel innerhalb oder in einem Umkreis von 10 km von Naturschutzgebieten. Während die Folgen für Wasser, Böden und Luft weitreichend sind, konzentrieren sich die meisten Studien nur auf den Artenschwund am unmittelbaren Standort von Bergwerken.
«Industrielle» Landnutzung zieht soziale Probleme nach sich
Studien belegen auch, dass die Umsiedlung von Dorfgemeinschaften zugunsten eines Bergbauprojekts schwere soziale Folgen zeitigen kann: vom Verlust der Lebensgrundlage über Marginalisierung bis zu Gesundheitsproblemen. Hinzu kommt, dass Grossprojekte Arbeitsmigrant*innen anziehen. Die damit verbundene Urbanisierung («frontier urbanization») hat eine potenziell destabilisierende Wirkung auf lokale gesellschaftliche und politische Prozesse.
Sozial- und Umweltverträglichkeitsprüfungen mit Defiziten
Als Reaktion auf diese Nachhaltigkeitsbedenken verlangen heute praktisch alle Länder von Investoren eine Umwelt- und Sozialverträglichkeitsprüfung. Trotz mehrerer internationaler Standards bleiben zahlreiche Probleme ungelöst. Dazu zählen:
- Mangel an Klarheit, welche Rolle solche Prüfungen im Genehmigungsverfahren spielen;
- Schwachpunkte bei den Verfahren, einschliesslich des wirksamen Einbezugs der betroffenen lokalen Gemeinschaften;
- Fehlen geeigneter Mechanismen, um die Prozesse zu monitorieren, um- und durchzusetzen.